Vom Schnee in die Wüste.
Mein Start in die Saison 2020 hat mit einem ganz besonderen Erlebnis begonnen. Ich durfte bei der Erstauflage der Dubai Women’s Tour, ausgetragen als Rundfahrt mit vier Etappen in der Kategorie Women Elite, dabei sein. Mit dem Bundesligateam Wheel Divas Cycling Team aus Berlin bestritt ich die 2.2 UCI Veranstaltung. Die 16 anderen Teams aus verschiedenen Ländern gehörten alle dem UCI Status Kontinentalteam an. Das Event, das zum ersten Mal ausgetragen wurde, fand vom 17. bis 20.02.2020 statt. Es galt insgesamt 407 km zu fahren, die über drei flache Etappen durch die Wüste um Dubai und eine bergige Etappe, im Al-Hajar-Gebirge im Osten der Vereinigten Arabischen Emirate, ausgetragen wurden.
Meine Reise in die UAE startete am 16.02 von Zürich, da ich dort eine Skilanglauf Exkursion der Uni Münster begleiten durfte. Nach 20 Stunden Reisezeit landete ich in der Nacht auf Montag (17.02) in Dubai, um direkt am nächsten Morgen vom Skating im Schnee aufs Rennradfahren in der Wüste zu wechseln.
Die erste Etappe war 99 km lang, flach und durch die 33 °C ohne Schatten recht warm. Wir starteten um 9.30 Uhr Ortszeit (3 Stunden Zeitverschiebung) ab Dubai Festival City. Die Strecke führte über vier spurige Autobahnen durch die trockene Landschaft um Dubai, nahezu nur gerade Streckenabschnitte, auf welchen immer wieder viel Wind stand. Das Rennen mit ca. 100 Fahrerinnen startete schnell und wurde durch viele Attacken spannend gestaltet, doch es gab keine nennenswerten Ausreißergruppen. Durch die Sprintwertungen wurde Feld zwar immer wieder auseinandergezogen, doch alle Fahrerinnen blieben zusammen. Der Rückweg mit Rückenwind wurde sehr schnell, doch bis zum Ende konnte sich keine Gruppen absetzen. So kam es nach 99 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 39,4 km/h zum Massensprint. Den konnte ich als 37te beenden. Alle Fahrerinnen der Wheels Divas erreichten das Ziel im Feld im Town Square Dubai.
Die zweite Etappe führte die ersten 70 km über die gleiche Strecke mit Ziel nach 106 km in The Springs Souk. Trotz einer Startattacke ging das Rennen gesittet los. Immer wieder versuchten Fahrerinnen sich abzusetzen oder in Gruppen wegzufahren, wodurch es sich zwischenzeitlich sehr zügig gestaltete, dennoch war das Rennen ruhiger im Vergleich zum 1. Tag. Ich versuchte immer wieder vorne dabei zu sein, um in einer möglichen Ausreißergruppe dabei zu sein. Ansonsten hieß es für mich an den beiden ersten Tagen ankommen (da ich keine Vorbereitungsphase im Vorfeld hatte) und Kräfte für die Bergetappe zu sparen.
Zum Ende in Richtung „The Springs Souk“, wo das Ziel war, wurde das Feld sehr unruhig. Es wurde hektisch und schnell gefahren, die ersten Sprintzüge wurden formiert.
Nach 106km mit einem 37er Schnitt wurde das Rennen in einem erneuten Massensprint entschieden. Für mich diesmal auf Platz 48. Ohne weitere Probleme kamen wieder alle 6 Fahrerinnen der Wheels Divas erfolgreich im Ziel an.
Zur dritten Etappe wurden wir anderthalb Stunden mit dem Bus in das Al-Hajar- Gebirge im Osten der Vereinigten Arabischen Emirate gebracht. Dieses grenzt an den Oman und gehört zu den höchsten Gebirgszügen im Osten der Arabischen Halbinsel. Der Start war um 10.30 im Wadi Hatta Park, das Ziel nach 90 km am berühmten Hatta Dam, mit seiner 200m langen und bis zu 17 % steilen Schlussrampe. Insgesamt hatte die Etappe 1300 Höhenmeter mit 3 Berg- und 2 Sprintwertungen. Ich sollte versuchen, um die Bergwertungspunkte mitzufahren. Das blieb aber beim Versuch.
Das Rennen ging schnell los, der erste Peak nach 5 km wurde in einem hohen Tempo angefahren, sodass die ersten Fahrerinnen abreißen lassen mussten. Anschließend setzte sich eine Mexikanerin ab, die mit einen enormen Vorsprung 70km allein vor dem Feld fuhr. Im Peloton passieren immer wieder Attacken, die ich mitgehen konnte oder selbst inszenierte, eine Ausreißergruppe konnte sich jedoch nie formieren. Nach der Sprintwertung nach 25 km versuchte ich erneut mit einer Gruppe wegzukommen, jedoch kam das Feld geschlossen wieder heran. Einen Kilometer vor der ersten Bergwertung nach 31 gefahrenen Kilometern konnten sich vereinzelte Fahrerinnen absetzten. Ich sprinte mit um die Bewertungspunkte für die ersten vier Fahrerinnen. Leider konnte ich knapp keine Punkte einfahren, war aber anschließend mit einer kleinen Gruppe vorne raus. Wir hatten einen Vorsprung, der dann aber wieder aufgeholt wurde, sodass das Feld wieder zusammenlief. Nach 40 km kam der Wendepunkt, es ging auf der anderen Seite der 2 spurigen Autobahn zurück. Der Weg zurück wurde etwas ruhiger angegangen. Zeit zum Erholen und Verpflegen. Kurz vor der zweiten Bergwertung wurde das Tempo wieder stark angezogen, ich konnte vorne nicht mithalten und musste reißen lassen. Es entstanden viele Lücken, das Feld rollte aber wieder zusammen. Gegen Ende versuchte ich meine Kräfte für das Finale aufzusparen. Die letzten 5 km waren wieder hektisch und schnell, bevor es kurvenreich in den finalen Anstieg ging. Meine Position war leider zu weit hinten, sodass ich in den Kurven immer wieder abbremsen musste. Leider wurde ich in der vorletzten Kurve vor dem steilen Anstieg komplett ausgebremst, sodass ich ohne jeglichen Schwung in den unerwartet steilen und langen Zielanstieg den Hatta Dam hochkletterte. Ich konnte noch ein paar Fahrerinnen überholen und mit aller letzter Kraft die Ziellinie überqueren. Die Etappe beendete ich damit auf dem 31. Platz.
Eine Fahrerin der Wheel Divas musste das Rennen frühzeitig beenden, alle anderen kamen innerhalb der Karrenzzeit ins Ziel.
Die vierte und letzte Etappe stand ganz unter dem Motto: „Gut durchkommen und Spaß haben“. Die Wheel Divas gestalteten das Rennen aktiv und attackierten immer wieder. Ich versuchte mich stets vorne zu zeigen, ging in kleinen Gruppen mit oder attackierte selbst. Bis Kilometer 80 war das Rennen schnell und von vielen Attacken geprägt, jedoch konnten sich erneut keine Fahrerinnen absetzen. Ca 20 km vor Ziel entstand eine fünfköpfige Spitzengruppe, die ich leider ganz knapp verpasste. Ich versuchte die Lücke zu schließen, doch die Fahrerinnen sortierten sich gut und konnten einen immer größeren Vorsprung herausfahren. Das Feld dahinter fuhr letztendlich wieder zusammen. Nach 112 km rettete die Spitzengruppe sieben Sekunden ins Ziel, dahinter kam es zum Massensprint der übrigen 77 Fahrerinnen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 41 km/h beendete ich das Rennen auf Rang 42, der mich damit eine in der Gesamtwertung auf den 34. Rang mit 55 Sekunden Rückstand brachte.
Die Dubai Women’s Tour wurde vom norwegischen Team Hightech Products Team gewonnen. Mit dem 34. Rang wurde ich somit beste Deutsche.
Das war ein gelungener Start in die Saison 2020, auf die ich mich jetzt ganz besonders freue. Zusammen mit meinem Bundesligateam RSG Gießen Biehler (neuer Name), steht die Bundesligarennserie im Vordergrund. Zusätzlich möchte ich mich in internationalen Rennen zeigen und weitere Rundfahrten bestreiten. Im RSV Trikot werde ich die Lizenzrennen in der Nähe mitfahren, um Rennhärte und schnelle Antritte zu trainieren, sowie Rennerfahrungen zu sammeln.
Ich möchte mich beim Wheel Divas Cycling Team ganz besonders bedanken, dass ich als Gastfahrerin dieses Erlebnis in den Vereinigten Arabischen Emiraten erleben durfte und die Chance bekommen habe, dort Rennen zu fahren und an Erfahrungen zu gewinnen. Auf der anderen Seite möchte ich meinen Eltern danken, ohne deren Unterstützung diese Tour nicht möglich gewesen wäre.
Sportliche Grüße
Eure Svenja