Die erste Bundesligasaison erfolgreich in Sebnitz abgeschlossen.
Besser hätte das Finale der Rad Bundesliga nicht laufen können und einen besseren Abschluss meiner ersten richtigen Saison hätte ich mir nicht träumen lassen. Beim Bundesligafinale, das in Sebnitz in der Sächsischen Schweiz ausgetragen wurde, holte ich mir nach einer knapp 50 km langen Solofahrt den Sieg und damit meinen ersten Bundesligasieg. Die Strecke war eine anspruchsvolle 6,5 km lange Runde mit 92 Höhenmeter, gespickt mit einem Anstieg, einer Steilrampe und welligen Terrain, bevor es in die schnelle Abfahrt und auf die technisch anspruchsvolle Zielgerade ging.
Mit dem Erfolg vom Mannschaftszeitfahren in Genthin, das die RSG Placeworkers gewonnen haben, sind wir mit einem starken und selbstbewussten Team angereist. Es ging nicht nur um den Tagessieg, sondern auch um wichtige Punkte in der Mannschaftsgesamtwertung. Den ersten Platz hatten die Mädels von maxx-solar-LINDIG schon ziemlich sicher, aber auf Rang zwei, drei und vier war es ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Team Stuttgart, d.velop ladies und uns den RSG Placeworkers. Wir hatten ein gute Teamtaktik besprochen und nach der Besichtigung der Strecke war für mich klar, dass mir der Kurs gut liegt.
Das Rennen ging schnell los, die RSG Placeworkers übernahmen direkt das Tempo und schon in der zweiten Runde – von 12 zufahrenden Runden – konnte sich eine Teamkollegin mit einer anderen Fahrerin absetzen. Bald darauf wurden die Ausreißer zusammen mit den Juniorinnen, die wieder 2 Minuten Vorsprung bekommen haben, wieder eingeholt. In der vierten Runde passierten dann die ersten nennenswerten Attacken, sodass mir meine Teamkolleginnen die perfekte Attacke vorbereiteten. Ich attackierte in der fünften Runde bei km 26 am Anstieg und konnte schnell eine Lücke reißen, die nach der Abfahrt 18 Sekunden betrug.
Was hinter mir passierte, bekam ich natürlich nicht mit, aber keiner der anderen Teams wurde sich so richtig einig über die Nachführarbeit. Ich konnte meinen Vorsprung immer weiter ausbauen, bis er eine Minute betrug. Runde für Runde fuhr ich in meinem Tempo weiter, hinten störten die Placeworkers bei jeglicher Tempoverschärfung. Als ich nach 40 km alleine in die letzte Runde einfuhr und das Klingelzeichen ertönte, wusste ich, dass ich jetzt noch mal alles geben muss. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, wie groß der Abstand ist. Dass dieser immer noch eine komfortable Minute betrug, wurde mir später erst mitgeteilt.
Noch einmal die Steigung hoch, über die Steilrampe treten und dann im Welligen meinen Rhythmus fahren, auf der Abfahrt weitertreten und bloß nicht rollen lassen und dann noch die letzten welligen Kilometer überstehen, bevor ich an der 1000 m Marke wusste, wenn jetzt nichts mehr passiert, dann hole ich mir diesen Sieg. Und dann belohnte ich mich, nach über der Hälfte des Rennens als Solofahrt, mit dem Sieg. Genau eine Minute späte sprintete meine Teamkollegin Lydia Ventker auf den zweiten Platz und vollendete damit die perfekte Teamleistung. Zudem erreichte auch Helena Bieber die Top 10 und rundete das tolle Mannschaftsergebnis mit dem 8. Platz ab, sodass wir die Tagesmannschaftswertung gewinnen konnten. Und nicht nur das, mit der gesamten Teamleistung, angefangen bei den Betreuern, über unseren Teamleiter und allen Fahrerinnen, die zu dem Erfolg über die gesamte Saison beigetragen haben, konnten wir uns den zweiten Platz in der Mannschaftsgesamtwertung sichern. Schöner hätten wir diese Saison 2019 nicht beenden können.
Dieser Tag war einfach sensationell. Nach nur einer Saison konnte ich ein Bundesligarennen gewinnen, und das mit solch einer Solofahrt. Als ich realisierte, dass ich das jetzt tatsächlich gewonnen habe – ich dachte so oft, dass ich wieder eingeholt werde – konnte ich meine Emotionen nicht zurückhalten. Heulend fiel ich meinen Teamkolleginnen in die Arme, dankbar für diese Teamleistung, überwältigt und glücklich. Und auch meine Familie war wieder dabei, die mich seit meinem ersten Rennen begleitet und mich immer unterstützt.
Vieles hat zu diesem Erfolg beigetragen. Besonders möchte ich mich bei meinem Stammverein dem RSV Friedenau Steinfurt bedanken, der immer hinter mir steht, mich unterstützt und fördert wo immer es geht. So konnte ich dieses Jahr viele Rundstreckenrennen fahren, die jedes Mal wichtige Lern- und Trainingseinheiten sind. Dafür möchte ich mich noch mal besonders bedanken.
Sportliche Grüße
Eure Svenja
Fotos: Rainer Schütz